Der Film und Fernseh Thread

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  • #1790960
    ChrisKongChrisKong
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    Das Finale von Rings of Power Season 2

    Wenn ich aus einem grossen Pool an Wörtern nur eines herauspicken dürfte, um das Finale der zweiten Staffel zu beschreiben, dann wäre das vermutlich unbefriedigend. Auf den ersten Blick mag das nicht viel aussagen, jedoch steckt in diesem Wort sogar schon ziemlich viel drin. Würde mir die Staffel grundsätzlich missfallen, wäre die Anspruchshaltung ja eher gering und somit wäre der Terminus erwartbar sogar passender. Aber so war es ja eben nicht. Die zweite Staffel fand ich gesamthaft besser als Staffel eins und zwar in vielen Punkten. Figuren agieren nicht nur toxisch (Galadriel), sondern kriegen deutlich mehr Facetten (Adar). Gefühlt geht es auch um mehr, ohne dass dabei der Grad an Intimität heruntergesetzt würde. Das ist gut am Beispiel Celebrimbor und Annatar/Sauron zu sehen. Hier treffen sehr gutes Schauspiel auf gutes Writing und noch tollere Ausstattung. Weiter haben wir an der Elbenfront Elrond, der der eigentliche Hauptcharakter der Show sein sollte. Da hat man beim Cast auch alles richtig gemacht. Bei Galadriel mäandert man leider immer etwas ziellos umher. Morrfyd Clarke hat die richtige Physis für die Kampfszenen, aber diese dauernde Verbissenheit in ihrem Gesichtsausdruck ist irgendwie ermüdend. Ihr Charakter entwickelt sich weiter, aber mir ist das immer noch etwas zu wenig.
    Schwierig wird es, wenn wir in andere Regionen abtauchen. Der ganze Gandalf-Storystrang gibt mir genau gar nichts. Und dabei hat man einen wirklich tollen Darsteller gefunden. Aber allein wer diese infantilen Dialoge da wieder geschrieben hat in der Auseinandersetzung mit dem dunklen Zauberer – also wer ausser Saruman soll das jetzt noch sein? – es schmerzt. Die Haarfüsser verkommen zu Moralisten, die dem Zuschauer ihre Ideologie einreiben möchten. Aber das auf eine so plumpe Art, ich fands peinlich. Mit den Charakteren hatte ich da sonst nie ein Problem, ich fand die Gruppe auf Wanderschaft sogar interessant, da man einen guten Querschnitt durch Mittelerde erhielt. Aber diese Rhun-Storyline mit diesen depperten Maskensöldnern, die nur unfähig waren, B-Movie-Saruman, nein, man hätte das eine komplette Staffel ruhen lassen können und die Screentime für anderes gewinnbringender einsetzen können.
    Und das ist genau das Kernproblem, das die letzte Episode nochmals zusammenfasst. Von Allem ein Bisschen und nichts so richtig. Und genau darum kann man mit der letzten Folge einfach nicht zufrieden sein. Das hatte sich leider in der vorletzten schon abgezeichnet. Ich meine das Intermezzo in Khaza-Dum. Also da hätte mehr kommen müssen. Das wäre die Handlung für eine ganze Episode gewesen. Die Ereignisse in Eregion überschlagen sich ebenfalls. Der Verrat an Adar und schon ist es vorbei und eine der besten Figuren der Show verlässt sie. Dafür muss ich Szenen mit Isildur ertragen, die im Grunde absolut belanglos sind und nirgendwo hinführen. Hauptsache man beschäftigt den Schauspieler. Der hat leider das Charisma von Kai Pflaume, der 300 Jahre im Weichspüler gelegen hat, um als Zombie wiederzukehren. Die Anlagen sind da, um eine interessante Geschichte zu erzählen, aber das passiert nicht. Somit hätte man auch den Handlungsstrang skippen können und man hätte absolut gar nichts vermisst. Ja, die Menschen sind wirklich kein Highlight in Mittelerde. Das gilt leider auch für die in Numenor. Anstatt aus dem Thema der Hybris etwas zu basteln, hat man auch da wieder das Gefühl, ein Zwölfjähriger hätte sich GoT angeschaut und danach seine Mittelerde-Version davon gemacht. Die Darsteller sind überfordert und bei Elendil, der Sympathien und Assoziationen mit Bron aus GoT weckt, verharrt man irgendwie im dramaturgischen Nirvana. Ich glaube mit mehr Fokus auf Numenor, hätte das vermieden werden können. Aber die Ereignisse wirken wie schlecht gescripted und mies gepaced. Das liegt aber eher an dieser fragmentarischen Erzählung. Ich habe oft das Gefühl, dass da immer was fehlt, was uns an diesen und jenen Punkt hat bringen sollen. Ohne die Rhun- und Isil-Waschlappen Geschichte, hätte man dafür genug Platz gehabt. Aber fragt mich nicht nach der Verteilung, denn ginge es nach mir, hätten mir Eregion und Khazad-Dum gereicht als Schauplätze.
    Aus Arondir macht man den klassischen Joker, der zu Hilfe eilt, wenn die Not am grössten ist. Leider muss man auch da sagen, er wird einfach darauf reduziert. Was irgendwie an mir vorbeigegangen ist, ich meinte echt, es hätte ihn in der Folge davor erwischt und er hätte die grosse Schlacht nicht überlebt. Aber so quickfidel, wie er da wieder rumgeturnt ist, hatte ich da jemanden anderen als ihn abgespeichert oder es anders wahrgenommen. Vielleicht nochmals in die betreffende Szene in der Folge davor zappen.
    Die letzte Folge hat auch keinen knapp bemessenen Anteil an pathetischen Szenen, die wirklich im Grunde nur von der Musik leben. Wenn am Ende zum Kampf gerufen wird, wirkt es aber irgendwie leider eher Fanfilm-artig inszeniert. Die Zwerge waren leider auch verschwendet und als Zuschauer ist mir absolut unklar, worin der Effekt der Zwerge nun genau bestand. Es werden ein paar Speere oder Pfeile abgeschossen, ein Ork meldet Verluste, thats it. Ich fand das ehrlich gesagt eher billig und war im Vergleich zur Folge davor absolut enttäuscht. Das hatte nichts von einem Eingreifen in letzter Sekunde und war dramaturgisch verschenkt.
    Das mit dem Dunkelzauberer hat am Ende auch zu mehr Konfusion geführt. Was genau soll man jetzt da mitnehmen? Und Tom Bombadil, wirkt leider auch nur wie ein Stichwortgeber und Filler. Für die Gandalf-Story müssen andere Autoren her, denn wie gesagt, der Darsteller macht das mMn richtig gut.
    Warum die Folge gleich ein guter Recap ist? Nun, was in der Folge funktioniert, ist das, was es auch im Rest der Show tat und umgekehrt, was nicht funktionierte, wurde in der letzten Episode ebenfalls rekapituliert. Dass man das Finale auf zu viele Handlungsstränge verteilte, war ein kapitaler Fehler unter dem die Zwerge am meisten zu leiden hatten. Schade.
    In Numenor passiert irgendwie nichts, das hätte man wirklich in der nächsten Staffel besser abgehandelt. Oder aber man macht es wie das grosse Vorbild und baut ein paar mehr Folgen ein, nur so als Gedanke. Einige Sachen waren einfach zu gehetzt und es war eine zu Stakkato-artige Entwicklung hin zu den Entscheidungen der Protagonisten. Und da unterscheidet sich die Serie halt am meisten von seinen Vorbildern. Während mir andere Serien eben zeigen, welche diabolischen Strategien die Antagonisten anwenden und sowas wie eine Motivation präsentieren, bleibt das irgendwie allein Sauron vorbehalten, also abzüglich Motivation. So ganz erschliesst sich mir die immer noch nicht. Aber Charlie Vickers kann das auch gut überspielen, weil er eben Ausstrahlung besitzt. Und immerhin zeigt man uns seine Strategie. Pharazon hingegen bürstet seine Augenbrauen auf böse und das wars dann auch schon.
    Pluspunkte gibt es definitiv noch für den Unterhaltungsfaktor, die Serie war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Musik immer mindestens gut, wenn nicht gar grandios. Die Ausstattung ebenfalls. Die meisten Darsteller passen sehr gut, einige sind einfach blass. Isildur, Miriel, Pharazon, der dunkle Zauberer, sie sind die Augsburger Puppenkiste der Show, ohne die Hände darin. Rumhampeln alleine genügt nicht.
    Ich stehe einer weiteren Staffel sehr optimistisch gegenüber, denn die Macher haben gezeigt, dass sie sich verbessern können. Diese wird sicher auch produziert werden. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass aufgrund des Finales, viele auch ernüchtert sein könnten und die Zuschauerzahlen weiter sinken werden. Und ob Amazon sich dann noch zwei weitere Male den Spass soviel kosten lassen wird, wird sich zeigen. Denn eines ist klar, die Serie muss vor allem bei Zuschauern punkten, denen die sklavische Anbindung an Tolkiens Werk egal ist. Alle, denen das wichtig ist, die werden vermutlich schon bald Schreikrämpfe kriegen.

    Gesamtfazit: Deutliche Steigerung, Schauwerte satt, gut aufgelegte Darsteller, man kann sich über Vieles freuen. Nur ein Feinschmecker Gericht, das in die Tiefe geht, sollte man wirklich nicht erwarten.

    #1790963
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Der dunkle Zauberer ist Ciaran Hinds. Ich behaupte mal, dass das kein Talentproblem ist aber der ganze Part bleibt zu klischeehaft.
    Das gleiche gilt bei Pharazon und Sohn (pun intended) wobei die Talentfrage da vielleicht nicht die gleiche ist.

    P.S.: Arondir wurde eigentlich in der Folge davor verwundet. Warum er danach fit wie ein Turnschuh ist, keine Ahnung.

    #1790967
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Keine Angst, ich habe Hinds schon erkannt. In GoT und Rome hatte er gute Parts. Hier wirkt er wie ein Faschingszauberer. Ich finde das Design, was du bei Gil-Galad kritisierst, hier ebenfalls irgendwie billig. Wird sich noch zeigen, ob das jetzt Saruman sein soll oder nicht.

    Ich hatte wie gesagt öfter den Eindruck, dass die Macher selber nicht genau auf dem Stand waren, wie das mit Arondir. Aber auch in Numenor ging das hüsch und hott und von Khazad-Dum ganz zu schweigen.

    Die Entscheidung, die Show mit diesem Riesenbudget in relativ unerfahrene Hände zu legen, kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt nicht wenige gute Showrunner, die gezeigt haben, dass sie sowas handeln können.

    Das mit dem Alter der Elben kann nicht wirklich fassbar gemacht werden für den Zuschauer, ebensowenig eine Handlung, die sich dann über Jahrhunderte erstreckt. Wenn das in unserer Welt passiert, wie z.B. in Highlander, dann sind die Epochen klar voneinander abgegrenzt. Man erkennt immer, dass man nun in einer anderen Zeit ist und kriegt ein Gefühl für die Erfahrung eines Unsterblichen. Wenn in Mittelerde 1000 Jahre durch sind, erkenn ich das woran? Und darum funktioniert das Storytelling auf visueller Ebene eben nicht nicht diesen Zeitsprüngen, die nicht veranschaulicht werden.

    In der Fantasie ist vieles von dem, was zwischen zwei Buchdeckeln passiert letztlich besser aufgehoben. Von daher sind die Anpassungen durchaus nötig, um die dramaturgische Fallhöhe beizubehalten. Aktuell fällt mir grad Dune ein. Im zweiten Teil vergehen im Grunde Jahre, aber es wirkt wie wenige Wochen, maximal Monate, die von Beginn bis Ende andauern.

    Ich muss mal in Foundation reinschauen und wie das dort gelöst ist. Aktuell scheint es um die Apple TV Serie sehr schlecht bestellt zu sein, die Rede ist von massivem Sparkurs. Obs da dann acht Staffeln werden, glaube ich eher nicht.

    #1790972
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Ich finde, Herr der Ringe hat das mit den Elben damals ziemlich solide gelöst. Klar ist das nicht perfekt umsetzbar, aber es hätte IMO völlig gereicht, hier auf Kontinuität zu setzen.

    An so vielen Stellen achtet man auf visuelle Kontinuität, dann sollte man es da auch machen.

    Ich erwarte keine werktreue Umsetzung. Das war PJs erste Trilogie ja schon nicht und der Hobbit noch sehr viel weniger. Mich stört auch überhaupt nicht, dass man sich mal vom rein weißen Cast verabschiedet hat.
    Ok, ich finde dunkelhäutige Zwerge halt unlogisch. Wozu der Sonnenschutz Untertage? Ich finde Disa gut besetzt, das nur am Rande.

    Aber gut, andere Serie, dritte Staffel:
    The Legend of Vox Machina

    Es geht genau da weiter, wo man aufgehört hat, ohne Leerlauf, mit gutem Erzähltempo und natürlich bleibt es zwischenmenschlich auch immer noch kompliziert. Kurzum, bisher macht es den Eindruck als ob die Serie ihr Niveau weiter hält.

    #1791500
    mirayongmirayong
    Teilnehmer

    Als großer Fan von „Der Herr der Ringe“ gelingt es dieser Serie zwar optisch sehr hübsch, die Magie des Universums nicht wiederzugeben. Zum ersten Mal fühlte ich mich gelangweilt, als ich mir eine „Herr der Ringe“-Saga ansah

    #1791791
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Dont Worry Darling

    Olivia Wilde legte mit diesem Film ihren zweiten Langspielfilm vor. Ich muss ehrlich zugeben, vor dem Hintergrund ist das Resultat wirklich beachtlich. Sie hat definitiv ein Gefühl für Inszenierung und der Film geizt nicht mit schönen Aufnahmen. Das liegt sicherlich nicht zuletzt an der Verpflichtung von Matthew Libatique, der bei div. Aronofsky Filmen für die Kameraarbeit (u.a. Blackswan) verantwortlich war. Der Sound wiederum erinnert stark an Nope von Jordan Peele, wodurch eine ähnliche Atmosphäre entsteht. Der Score ist von John Powell, der sich vor allem im Bereich der Animationsfilme verdient gemacht hat.
    Wilde spielt selbst mit, aber die Hauptrolle hat Florence Pugh inne, die einmal mehr einen grossartigen Job macht. Neben ihr agieren Harry Styles und Chris Pine. Beide wirken auf mich eher austauschbar. Chris Pine hat für den Part die nötige Ausstrahlung, Styles bringt nichts Besonderes mit.
    Der Film ist mir persönlich etwas zu lang gewesen, für das, was er erzählen will. Er belässt den Fokus auf der Hauptfigur, aber neue Erkenntnisse ergeben sich erst spät im Film, sodass es davor auch einiges an Redundanz gibt.
    Natürlich begleitete den Film eine recht grosse Kontroverse, was nicht nur mit der Interpretation der Handlung zu tun hat, sondern auch mit dem Verhalten diverser Akteure vor und hinter den Kulissen. Im Zentrum steht die Reduzierung der Menschen auf Rollenmodelle. Warum da aber nur zwei Figuren wirklich aufbegehren, erschliesst sich nicht wirklich. Vielleicht muss da aber die Perspektive gewechselt werden. Jüngst las ich von einer Bewegung, den sogenannten Tradwifes, die sich eine Rollenverteilung wie zu den 50ern in den USA zurückwünschen, in der sie das Heimchen am Herd spielen, während der Mann die Familie versorgt. Dabei ist die Abhängigkeit vom Mann das entscheidende in diesem Konzept und die Frau begibt sich in eine sehr devote Position. Und genau mit einem solch vermeintlichen Idyll hat man es hier in dem Film zu tun. Alles wirkt wie aus einer Werbung für die 50er. Und es ist letztlich der Wunsch der Männer in diesem Film, der sich ein solches Szenario zurückwünscht. Dadurch wird natürlich ein sehr einseitiges Bild gezeichnet, aber im Kern passt das zu anderen ähnlichen Sci-Fi Filmen. Wobei man hier natürlich die Genres fleissig mixt.
    Neben Nope von Jordan Peele, findet man hier auch Elemente der Stepford Wifes u.a. thematisch ähnlich gelagerten Filmen. Eine andere Parallele würde ich zu im Auftrag des Teufels ziehen. Dort lag der Fokus zwar eher auf dem männlichen Part, aber im Grunde teilt Charlize Therons Figur dort das Schicksal mit der von Alice, gespielt von Florence Pugh. Während der Mann die Karriereleiter hinaufsteigt, entwickelt sich das Leben der Frau zur Hölle auf Erden.
    Der Film kann sehr geschickt die Spannung aufrecht erhalten, auch wenn er am Ende etwas davon einbüsst, weil nicht Alles irgendwo hinführt. Aber doch besitzt er genug Qualitäten, um auf diversen Ebenen zu überzeugen. Von einem Meisterwerk würde ich nicht sprechen, aber es ist ein interessanter Film, der auch nach Ansicht noch nach nachhallt. Und das erwarte ich von einem guten Genre-Film.
    Der Gossip behind the scenes ist sicherlich auch interessant und kann im Netz nachgelesen werden. Dem Film sollte man trotzdem eine Chance geben und sich ein eigenes Bild machen. Er bezieht in bestimmten Punkten zwar Stellung, aber ich fand jetzt nicht, dass er das Denken für den Zuschauer übernommen hat.
    Stilistisch spielt der Film in einer höheren Liga, aber klar unter Filmen wie the Menu.
    Wilde bleibt somit auch für künftige Projekte eine spannende Wahl und Pugh baut ihren guten Ruf weiter aus.

    #1791864
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Rebel Ridge

    Netflix hat immer mal wieder die beiden Jack Reacher Filme im Programm. Die gleichnamige Serie läuft allerdings bei Amazon. Nun hat man sich angeschickt, sich quasi einen eigenen Jack Reacher zu sichern. Geschrieben, geschnitten und inszeniert hat den Film Jeremy Saulnier, der schon für Green Room verantwortlich zeichnete. Heisst, Spannung ist damit schon fast garantiert gewesen.
    Der Held der Geschichte ist Terry Richmond, gespielt von Aaron Pierre. Der Darsteller war mir vorher absolut unbekannt. Ursprünglich war mal John Boyega in der Rolle angedacht gewesen. An der Seite von Pierre agiert Anna Sophia Robb, die eine Mitarbeiterin am Gericht spielt und Terry unterstützt.
    Der Film greift dabei eine rechtliche Absurdität auf, die es in den USA gibt und reine Staatswillkür ist. Terry transportiert Geld, welches von der hiesigen Polizei beschlagnahmt wird auf Verdacht. Angeklagt wird nicht Terry, sondern das Geld. Insofern wählt man da den Ansatz einer durchaus realistischen Situation. Der Unterschied ist, dass Terry durchaus wehrhaft ist und zurückschlägt gegen das korrupte System.
    Es gibt in der überlegten Art und Weise natürlich viele Parallelen zu Jack Reacher. Allerdings auch ein paar eigenständige Ideen. So setzt der Held vermehrt darauf, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen und Gewalt ist eher das letzte Mittel der Wahl.
    Der Film bietet die nötige Kurzweil, hat sympathische Darsteller und ist spannend. Die Actionszenen dominieren nicht das Geschehen und sind auch nicht total übertrieben. Thematisch verarbeitet man gleich mehrere aktuelle Probleme, die in den USA vorherrschen. Einzig vom Thema Rassismus lässt man die Finger, warum auch immer. Dabei wäre es ein Leichtes, den Antagonisten rassistische Motive zu unterstellen. Aber man entschärft das Szenario, indem man PoC auch auf der Gegenseite einbaut. Vermutlich eine bewusst getroffene Entscheidung, um den Film nicht in diese Schublade stecken zu müssen. Kann auch sein, dass es dann zuviel gewesen wäre? Trotzdem wirkt es ein wenig befremdlich.
    Bei all dem Schrott, den Netflix sonst so produziert, ist es erfreulich, wieder mal eine kleine Perle im Sortiment zu finden. Aktuell scheint der Film auch recht erfolgreich zu laufen im Stream. Ich hoffe mal auf eine Disc-Fassung.

    #1792007
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    Ghostbusters Frozen Empire

    Der vierte oder fünfte Teil der Reihe ist stark auf Back to the Roots getrimmt. An allen möglichen Stellen werden Member-Berries feilgeboten und Settings der Vorgänger abgeklappert. Die Referenzen wirken zwar nicht allzu aufdringlich, aber sie verhindern irgendwie auch, dass der Film seine eigene Identität erhält. Er wirkt durch und durch wie ein Studioprodukt, dass möglichst gefällig daherkommt. Das funktioniert auch in vielen Szenen, allein schon wegen des Looks und der Musik.
    Der Vorgänger fühlte sich eigenständiger an, ich fand dort den Auftritt der alten Garde eher störend. Hier passt er mMn besser, aber wirklich viel macht man nicht draus. Zum einen liegt das daran, dass der Film mit Charakteren wieder überfrachtet ist und zum anderen hat man zuviel Techblabla drin.
    Dass man mehr wieder auf den Gruselfaktor setzt, ist lobenswert. Beim Humor müssen Abstriche gemacht werden. Ausser der Figur des Feuermeisters gibt es da nicht wirklich viel. Die Dialoge sind kaum je lustig und wirken oft bemüht. Dadurch entwickelt sich auch keine wirkliche Chemie zwischen den Charakteren.
    So wirkt einiges auch verschwendet. Warum hat man beispw. Patton Oswalt im Film und macht aus ihm einen Bücherwurm, der den Wiki-Eintrag zum Geist des Tages vorliest? Das Drehbuch ist ziemlich schwach in der Hinsicht und hätte überarbeitet werden müssen. So geht dem Film auch eine gewisse Lockerheit ab.
    Was für mich aber wirklich störend war, war die Figur von Walter Peck, gespielt von William Atherton. War dieser noch ein arrogantes Arschloch im ersten Ghostbusters, der die Katastrophe am Ende mitverantwortet hat, so passt Athertons Schauspiel null zu den Dialogen, die er aufsagt. Es wirkt die ganze Zeit so, als amüsiere er sich prächtig und befinde sich auf einer Reunion-Party, was es letztlich auch ist. So aus der Rolle wirkt er einfach null glaubwürdig.
    Die Lore der Bedrohung ist nett, aber austauschbar. Nur das ist ja jetzt kein Alleinstellungsmerkmal und war schon immer so.
    Die Connection zwischen dem Oberschurken und Melody, dem Geist im Fegefeuer erschliesst sich mir nicht. Also entweder war der Geist in der Messingkugel gefangen oder nur so halb, man weiss es nicht. Dass in der Nähe Dinge beeinflusst werden, lasse ich mir noch gefallen, aber wie Melody Abmachungen getroffen haben will usw. bleibt ein Rätsel. Man merkt einfach deutlich, dass man vom Ablauf der Geschichte besser nichts hinterfragt. Das würde mir leichter fallen, wenn der Film einfach mehr Fun machen würde, wie z.B. eben mit lustigen Dialogen.
    Wo die Suspension of Disbelief auch Schwierigkeiten macht, ist sogar im Film selbst thematisiert, Kinderarbeit. Das war zum einen zwar tatsächlich lustig, aber ich hatte mich da auch schon gefragt, welche Eltern lassen ernsthaft zu, dass die Kinder sich in Gefahr bringen??? Nachher fällt es ihnen selbst ein. Ich erwarte ja keinen beinharten Realismus, Gott bewahre, nur sollte man dann nicht im Film selbst noch diese Makel exponieren.
    Die Darsteller machen ihre Sache aber gut, der Film schaut ordentlich aus, die Musik passt und das Sounddesign ist eine Wucht. Mit einem besseren Drehbuch, das mehr Wert auf die Dialoge gesetzt hätte, mit weniger Charakteren, hätte der Film sicher ein paar Pluspunkte mehr holen können.
    New York ist der heimliche Hauptdarsteller und auch wenn ich das ländliche Setting im Vorgänger als gute Abwechslung empfand, die Ghostbusters gehören in eine urbane Gegend.
    Ein weiterer Teil soll kommen. Ich hoffe mit ein wenig mehr frischen Ideen. Frozen Empire macht da keine grossen Sprünge. Der Film unterhält, mit den ersten beiden Teilen kann er aber zu keiner Zeit mithalten. Und das liegt wirklich nur am Writing. Am Rest gibt es wenig auszusetzen.

    #1792061
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    The Last Kumite

    Man nimmt eine Reihe abgehalfterter ehemaliger Martial Arts Darsteller, ergänzt sie mit ein paar frischen Gesichtern und lässt die 80er wieder aufleben. Das fasst in Kürze das Konzept von the Last Kumite zusammen.
    So geben sich Darsteller wie Billy Blanks (Karate Tiger 5), Cynthia Rothrock (Karate Tiger 2), Kurt McKinney (Karate Tiger) und Matthias Hues (Dark Angel) sowie die Qissi Brüder (the Quest, Bloodsport und Kickboxer) die Klinke in die Hand. Leider fehlen da doch noch einige Namen, die man gerne wieder gesehen hätte, damit das die ultimative Reunion gewesen wäre.
    Im Zentrum steht der von Mathis Landwehr gespielte Charakter Michael Rivers, der zu einem Kumite (Kampfsportturnier) genötigt wird. Dabei trifft er noch auf andere Teilnehmer, die ebenfalls eher unfreiwillig daran teilnehmen. Dem schurkischen Ron Hall ist jedes Mittel recht, um die Schar an reichen Zuschauern seine Form der Gladiatorenkämpfe zu liefern und diese zu bespassen.
    Klingt ganz so, als würde man das Alles schon kennen und so ist es letztlich aus. Der Film ist eine Ansammlung von Plattitüden, Binsenwahrheiten, schlechten Dialogen, konfuser Handlung und einem stimmigen aber nicht überragenden Soundtrack. Und diese zum Teil dilettantischen Versuche, Spannung zu erzeugen, sind ein grosser Teil des Spasses, den man mit dem Film haben kann. Also wer anderes als Trash erwartet, der ist hier an der falschen Adresse.
    Der Film nimmt sich auch absolut nicht ernst und verleugnet seine Wurzeln nicht. Wenn man damit kein Problem hat, dann unterhält der Streifen auch ganz passabel. Wer darauf hoffte, hier die gleiche clevere Aufarbeitung wie in einer Serie ala Cobra Kai zu finden, die gnadenlos mit den Stereotypen der 80er abrechnet, dürfte enttäuscht werden. Das Drehbuch will noch einmal diese unschuldige Unbeschwertheit von damals beschwören, was leider nicht immer gelingt. Denn die Klasse und Originalität eines Bloodsport geht ihm völlig ab. Dafür punktet der Film mit sympathischen Charakteren und zünftiger Haudrauf-Action. Wer allerdings moderne Choreografien im Stile eines the Raid oder John Wick gewöhnt ist, für den könnte der Film in der Hinsicht auch die Messlatte eher tiefer legen. Hier kriegt man solide Hausmannskost, aber keinen Tony Jaa.
    Das Bonusmaterial zeigt auch nochmals schön den Charakter der Entstehung, es handelte sich ja um ein Kickstarter-Projekt. Dabei werden den Beteiligten die gleichen Fragen gestellt, aber die Antworten können zum Teil gar überraschen und geben weitere Einblicke in den Martial Arts Zirkus.
    Ein Blick für Fans von Filmen dieser Ära lohnt sich auf alle Fälle, wer moderne Kampfsportfilme präferiert, der kriegt hier eher das Sparprogramm in der Light-Version.

    #1792171
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    Wenn Ghostbusters wirklich fortgesetzt wird hoffe ich, dass die alte Garde doch mal in Rente gehen darf. Das zu große Essemble, bei dem dann am Ende zu wenig Zeit für einzelne Figuren bleibt war für mich eines der Hauptprobleme. Der Film ist zwar absolut kein Totalausfall aber leider eine ganze Ecke schwächer als Legacy

    #1792172
    Anonym
    Inaktiv

    IMG-20241030-152209
    So, der Fahrplan für das diesjährige Halloween steht 😉
    Von Late Night with the Devil habe ich nur Gutes gehört und freue mich schon mega drauf. Der Film musste natürlich als Mediabook ins Haus, welches auch sehr liebevoll gemacht ist und zwar in Form einer TV Zeitschrift aus den 70ern. Sehr nice.
    Die House Filme wollte ich schon seit Jahren mal wieder schauen (hab fast gar keine Erinnerung mehr dran) und da tut sich diese Collection mit allen 4 Filmen natürlich super anbieten. 🙂

    #1792178
    ChrisKongChrisKong
    Teilnehmer

    In meiner Erinnerung war der erste House Film ein Horrorfilm, der zweite eine Horrorkomödie und der dritte, sollte es der mit Brion James sein, hatte wohl rein gar nichts mehr damit zu tun. Müsste ich selber mal wieder schauen. Ein fünfter Teil soll in der Mache sein.

    #1792179
    Anonym
    Inaktiv

    Den ersten House hatte ich mir gerade direkt mal angeschaut und das ist definitiv ne Horrorkomödie, die sich so ein bisschen an Evil Dead orientiert, ohne aber den ganzen Gore. Paar coole Effekte gibt es aber auch hier. Wusste gar nicht mehr, dass hier sogar George Wendt (der Dicke aus Cheers) mitspielt.
    Den Film kann man sich finde ich aber auch heute noch ganz gut geben, wenn man so 80er Jahre Zeugs mag.
    Den zweiten Teil müsste ich damals glaube ich auch noch gesehen haben, weiß davon aber nicht wirklich mehr was. Zumindest soll das auch eine Horrorkomödie sein.
    Teil 3 wurde wohl nur in Deutschland zur House Reihe gezählt und im vierten Teil spielt dann der Hauptdarsteller vom Erstling wieder mit. Bin mal gespannt, was mich da noch erwartet. ^^

    #1792181
    Anonym
    Inaktiv

    Halbzeit in meiner House Collection.
    Hab mir jetzt noch House 2 angeschaut und ja, unterhaltsam und vor allem lustig war der schon gewesen. Im Vergleich zum Erstling wurde zwar der Horror Anteil zurückgefahren und dafür mit mehr fantastischen Elementen ersetzt, ich fand den Film trotzdem ziemlich gelungen, also für ein 80er Jahre B-Movie. Hat überraschend viel Spaß gemacht. 🙂

    #1792213
    captain carotcaptain carot
    Teilnehmer

    House, vor Äonen mal gesehen. Das muss jetzt wirklich 30 Jahre her sein.🙈

    Ich werd wohl alt😅

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