Rage – im Test (PS3)

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Meinung

Michael Herde meint: Für mich erreicht Rage seine seltenen Höhepunkte dann, wenn ich zu Nine Inch Nails-mäßiger Musik zähe Banditen beschimpfe, weil sie meinen krachenden Schrotsalven so unverschämt elegant ausweichen. Ansonsten wirkt Rage wie ein unfertiger Flickenteppich mit Versatzstücken aus Fallout, Borderlands und BioShock. Vieles wird angedeutet, aber nicht zu Ende geführt. Ich erwarte von id als Erfinder des Ego-Shooter-Genres zumindest, dass grundlegende Elemente stimmen. Doch das Inventar sortiert Objektgattungen unübersichtlich, beim Durchsuchen der Gegner erkenne ich die Funde kaum. Waffen Toter darf ich nicht aufheben, dafür lösen sich Feinde auf. Langsam ladende Textur-Details passen nicht zu meinen schnellen Drehbewegungen, wodurch ich auf PS3 oft Grafikmatsch sehe. Dass sich Texturen nicht wiederholen, wird ad absurdum geführt, wenn ganze Levels recycelt werden – mal durchquere ich sie vorwärts, mal rückwärts! Gleiches gilt für die uninspirierten Buggyfahrten zum Ziel. Meine Motivation leidet, weil vieles so austauschbar und grundlos zu geschehen scheint, ohne mich mit einer netten Geschichte bei der Stange zu halten. Rage muss kein komplexes Rollenspiel sein, aber es sollte nicht so tun, als ob es eines wäre.

Matthias Schmid meint: Wenn bei Dragon Age oder Two Worlds II ein Kampf beginnt, bin ich schon nach Sekunden versucht, die Konsole auszuschalten – ich habe so viel Devil May Cry und Ninja Gaiden gespielt, dass ich die miesen Echtzeit-Kampfsysteme der meisten Rollenspiele kaum tolerieren kann. Das ging mir z.B. auch in Mass Effect so – hier war die Baller-Action meilenweit von der Qualität eines Gears entfernt. Warum ich Euch das erzähle? Weil bei Rage im Gegensatz zu den genannten Beispielen der Actionkern stimmt – die Schießereien steuern sich butterweich, die Waffen haben Dampf und Feinde sinken im Kugelhagel effektvoll zu Boden. Das bisschen Rollenspiel-Drumherum mit einer Oberwelt, kleinen Plaudereien oder dem Annehmen von Sidequests nehme ich gerne an. Außerdem versteht es id wie kaum ein anderer Entwickler, den Erhalt einer stärkeren Waffe zu zelebrieren – hier gibt es nicht schon in den ersten zehn Minuten ein Rotpunkt-Super-MG mit 800 Schuss Munition! Auch in grafischer Hinsicht ist Rage genau mein Ding – trotz des Textur-Nachlade-Problems, unzerstörbarer Objekte und teils recht statischer Beleuchtung. Nicht selten wirken die schmuddeligen Städtchen oder muffigen Banditenbuden wie Spiel gewordene Artworks – toll! Ein Lob gibt es zudem für die griffig-flotte Steuerung der Fahrzeuge.

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